Angela Davis ist eine US-amerikanische politische Aktivistin, Wissenschaftlerin und Autorin, die eine lange Beziehung zu Frankfurt am Main und zur Frankfurter Schule der kritischen Theorie hat. Die Frankfurter Schule, auch bekannt als Institut für Sozialforschung, war eine Gruppe von Intellektuellen, Philosophen und Soziologen, die in den 1930er Jahren in Frankfurt am Main ansässig war. Zu den Mitgliedern der Schule gehörten einflussreiche Persönlichkeiten wie Theodor Adorno, Herbert Marcuse und Max Horkheimer, und ihre Arbeit hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der kritischen Theorie und das Gebiet der Soziologie.
Davis wurde stark von der Arbeit der Frankfurter Schule beeinflusst, insbesondere von den Schriften von Adorno und Marcuse. Sie studierte bei Marcuse an der University of California, San Diego, und entwickelte seine Theorien in Hinblick auf antirassistische und feministische Fragestellungen weiter. Während ihrer Zeit an der Goethe Universität Frankfurt engagierte sich Davis aktiv in politischen Protestaktionen, u.a. gegen den Vietnamkrieg, und war Mitglied der 1960er Studierendenbewegung.
Während ihrer gesamten Laufbahn war Davis eine ausgesprochene Kritikerin des Kapitalismus und Rassismus und setzte sich für soziale Gerechtigkeit und die Befreiung von marginalisierten Gruppen ein. Sie hat sich ausführlich mit Fragen von race, des Geschlechts und der Klasse befasst und war eine Schlüsselfigur der Bürgerrechts- und der schwarzen Befreiungsbewegung.
Neben ihrer Tätigkeit als Aktivistin und Wissenschaftlerin war Davis auch in politischen Bewegungen aktiv und hat für politische Ämter kandidiert. In den 1970er Jahren kandidierte sie auf der Liste der Kommunistischen Partei der USA für das Amt der Vizepräsidentin, und sie war während ihrer gesamten Laufbahn in politischen Bewegungen wie der Black Panther Party aktiv. In diesem Zusammenhang war Angela Davis in den USA von massiver Repression und Verfolgung betroffen, indem sie u.a. vom FBI auf die Liste der meistgesuchten Verbrecher:innen der USA gesetzt, verhaften, und schließlich im Rahmen es Schauprozesses angeklagt wurde. Über die gesamte Prozessdauer wurde Angela Davis von einer breiten Solidaritätsbewegung in West- und Ostdeutsche begleitet. Während der entscheidenden Gerichtssitzung fand in Frankfurt am Main im Jahr 1972 ein Kongress mit dem Titel „Am Beispiel Angela Davis“ statt.
Trotz dieser Herausforderungen und Gegenreaktionen ist Davis eine lautstarke und einflussreiche Persönlichkeit im Kampf für soziale Gerechtigkeit geblieben. Für ihre Arbeit hat sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten und seit dem Jahr 2013 ist eine Gastprofessur an der Goethe Universität Frankfurt nach ihr benannt, die sie selbst zunächst innehatte. Im Rahmen der nach ihr benannten Professur wurden bisher zahlreiche feministische, antirassistische, und dekoloniale Wissenschaftlerinnen wie Chandra Talpade Mohanty oder Amina Mama nach Frankfurt eingeladen.
Angela Davis hat dadurch eine lange und durch wechselseitigen Einfluss geprägte Beziehung zur Stadt Frankfurt und der kritischen Theorie in der Tradition der Frankfurter Schule. Nicht nur wurde ihr eigenes Werk von Intellektuellen dieser Denktradition mitgeprägt, sondern auch ihre Texte und Bücher prägten umgekehrt die Weiterentwicklung kritischer Theorie in Deutschland um antirassistische und Schwarz-feministische Ansätze. So werden ihre Untersuchungen zum Gefängnis-Industrie-Komplexes auch im deutschsprachigen Raum rezipiert, um lokale Formen rassistischen Polizierens zu verstehen und kritisieren. Durch ihren Aktivismus und ihre wissenschaftliche Arbeit hat sie einen bedeutenden Beitrag zum Kampf für antirassistische Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Befreiung nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland geleistet.
von Sebastian Garbe