„Ich habe erlebt, wie Menschen in wenigen Monaten zu Tieren werden können, wenn man ihnen kaum etwas zu essen gibt“, berichtet die deutsche Sängerin und Aktivistin Fasia Jansen über ihre Zeit als Köchin im KZ Neuengamme. Jansen wurde 1929 in Hamburg als uneheliches Kind ihres Vaters, des liberianischen Konsuls Momolu Massaquoi, und ihrer Mutter, Elli Jansen, einer Angestellten des liberianischen Konsulats, geboren. Momolu Massaquoi war der Großvater des berühmten Journalisten und Schriftstellers Hans-Jürgen Massaquoi, so dass Jansen Hans-Jürgens Tante ist, obwohl die beiden sich nie getroffen haben sollen.
Jansen stand ihrem Stiefvater, einem von der Nazipartei denunzierten Kommunisten, sehr nahe. Nicht zuletzt aufgrund seiner Verliebtheit in Josephine Baker wuchs Fasia mit dem Traum auf, Tänzerin zu werden, und mit elf Jahren trat sie in eine Tanzakademie ein. Doch schon zwei Jahre nach ihrem Eintritt, 1942, wurde sie wegen ihrer Hautfarbe und der Befürchtung ihres Lehrers, ein Schwarzes Kind zu unterrichten und dadurch Ärger mit der Reichsregierung zu bekommen, von der Tanzschule verwiesen und musste zusammen mit französischen, ukrainischen und italienischen Kriegsgefangenen als Köchin im KZ Neuengamme arbeiten. Durch ihre Arbeit konnte sie ihre deutsche Staatsbürgerschaft behalten und der Deportation entgehen.
Während des Krieges hatte Jansen begonnen, mit anderen Gefangenen und Internierten zu singen, was ihr den Weg zu einer Karriere als Liedermacherin und politische Aktivistin während der Friedensbewegung der Nachkriegszeit in Westdeutschland ebnete. 1945 sang sie in einem Hamburger Krankenhaus für Überlebende des Holocaust; zwei Jahre später, 1947, schloss sie sich einem Chor an, der sozial- und politikkritische Musik auf der Straße aufführte. 1970 wurde Jansen für drei Monate Mitglied des Brecht-Ensembles in Berlin. Später gab sie an, dass die Atombombenabwürfe auf Japan ihre Entscheidung für eine aktivistische Musikkarriere beeinflusst und sie zu einem verstärkten Engagement in der deutschen Friedensbewegung motiviert hätten. Jansen war auch eine einflussreiche Unterstützerin der Frauenbewegung in der Bundesrepublik und international, und sie setzte sich 1970 für die Arbeiterkämpfe im Ruhrgebiet ein. Für ihr Engagement in der deutschen Friedensbewegung von 1960 bis 1980 erhielt Jansen 1991 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Fasia Jansen starb 1997 im Alter von achtundsechzig Jahren.
von Kathryn Gluesenkamp
mit freundlicher Genehmigung von Black Central Europe