Antonius Guilielmus Amo Afer

Antonius Guilielmus Amo Afer (Anton Wilhelm Amo Afer) (um 1700 – wahrscheinlich 1784) ist im 18. Jahrhundert der erste Schwarze Philosoph in Deutschland, der im akademischen Kontext an verschiedenen Hochschulen studiert und unterrichtet. Er gilt als Vertreter der Frühaufklärung und als Vordenker des Antirassismus.

Amo Afer wird Anfang 1700 im heutigen Ghana geboren. Als Kind wird er von niederländischen Kolonialisten entführt und verschleppt. Bis heute ist weder sein Geburtsname noch sein genaues Geburtsjahr bekannt. Als Statussymbol der europäischen Herrschaftsklasse landet Amo Afer als ‘Geschenk’ am Hof des Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1708 wird er nach dem Herzog und seinem Sohn auf den Namen Anton Wilhelm Amo getauft. Im Zeichen der Selbstermächtigung, verwendet Amo Afer später den Namen Antonius Guilielmus Amo Afer, wobei Afer aus dem Lateinischen den Bezug zu seiner Herkunft herstellt. Dem Vorbild Abraham Petrowitsch Hannibals folgend, der ebenfalls als Kind aus Eritrea an einen russischen Hof verschleppt worden war, entscheidet sich der Herzog Amo Afer zu fördern.

Als Junge kommt Amo Afer in den Genuss einer humanistischen Bildung. Er lernt Latein, Griechisch, Hebräisch, Holländisch und Französisch. Bevor er sich 1727 an der Universität Halle für Philosophie und Jura einschreibt. Mit dem Ziel einer akademischen Perspektive auf den Umgang mit der Schwarzen Bevölkerung, widmet er seine erste akademische Arbeit den Rechten der Schwarzen Bevölkerung in Europa (De iure Maurorum in Europa). Auf Grund von öffentlichem Gegenwind, war Amo Afer dazu gezwungen, mehrmals die Universität zu wechseln. Trotzdem bleibt er sich und seinen Gedanken treu. An der Wittenberger Philosophischen Fakultät studierte und lehrte er ab 1730, bevor er 1734, zum Leib-Seele-Thema, zum Doktor der Philosophie promovierte (De humanae mentis apatheia). 1736 wird Amo Afer als Dozent an der Philosophischen Fakultät der Universität Halle zugelassen. Ab 1739 unterrichtete er ebenfalls an der Universität Jena.

Sein Leben widmet Amo Afer dem Kampf der Gleichstellung Schwarzer Menschen und Aufklärung. Öffentlich greift er strukturellen Rassismus an, der im 18. Jahrhundert in weiten Teilen Europas als ‘natürliche’ Gesellschaftsordnung verklärt wird. In der Tradition der Frühaufklärung stehend, begibt er sich als Rationalist auf Konfrontationskurs und rüttelt an der Vormachtstellung des kirchlichen Pietismus. Dabei setzt er immer wieder seine eigenen Ideen um, argumentiert nicht nur philosophisch, sondern auch juristisch und grenzt sich so von der Philosophie der Frühaufklärung ab. Schon bevor deren Wirken und Bekanntwerden, überbietet und widerlegt Amo Afer die Vorstellungen weit bekannterer Philosophen wie Hegel und Kant bezüglich Schwarzer Menschen.

Mit dem Bekenntnis zu seiner Herkunft, hat Amo Afer eine Vorbildfunktion in der afrikanischen Diaspora. Mehr als zweihundert Jahre später, nimmt die Identifikation mit der eigenen Herkunft u.a. eine zentrale Rolle in der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung ein. Seine Ideen sind bis heute Grundlage für den Kampf um die Gleichstellung Schwarzer Menschen und gegen Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe oder Herkunft.

Im Rahmen einer eigenen Vorlesungsreihe und der Verleihung des Anton Wilhelm Amo Preises für herausragende Abschlussarbeiten gedenkt die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg jährlich diesem bedeutenden Philosophen.

von Emil Reithinger

Quellen:

  • Dramiga, J. (2014): Anton Wilhelm Amo Afer | Ghana. Ein Afrikanischer Philosoph in Deutschland des 18. Jahrhunderts. In: Diallo, M. M. (Hrsg.): Visionäre Afrikas. Der Kontinent in ungewöhnlichen Porträts. 205-211. Wuppertal: Peter Hammer Verlag.