May Ayim

May Ayim (geboren Sylvia Andler, aufgewachsen May Opitz) war eine afro-deutsche Dichterin, Autorin, Pädagogin und Aktivistin. Sie wurde 1960 in Hamburg als Tochter eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren, dann aber von einer weißen deutschen Familie adoptiert. Ayim, die 1992 den Nachnamen ihres Vaters annahm, nachdem sie ihn in Ghana getroffen hatte, ist vor allem bekannt für ihre Arbeit in der afro-deutschen Geschichte. Insbesondere ihre Rolle bei der Gründung der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. (1986), die versuchen, das Bewusstsein für die Erfahrungen von Schwarzen Deutschen in der Gesellschaft zu verschärfen und antirassistische Politik zu fördern, sowie Ayims Gedichte, die sich mit Themen wie Identität, Rassismus und Migration auseinandersetzen, sind heute weit bekannt. Nachdem sie jahrelang starke Depressionen hatte und ihr später Multiple Sklerose diagnostiziert wurde beging sie im Jahr 1996 Suizid. Bis zu ihrem Tod spielte sie eine wichtige Rolle in der afro-deutschen Bewegung (1980er Jahre), die versuchte Schwarze Menschen in Deutschland sichtbar zu machen und sich dabei gegenseitig zu unterstützen.

Ayim hatte eine eher unglückliche Kindheit in Westfalen und machte mit 19 Jahren ihr Abitur an der Friedensschule in Münster, bevor sie später die Universität Regensburg mit den Fächern Psychologie und Pädagogik besuchte. Ihre Diplomarbeit an der Universität Regensburg mit dem Titel Afro-Deutsche: Ihre Kultur- und Sozialgeschichte auf dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen gilt als die erste wissenschaftliche Studie zur afrodeutschen Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart des späten 20. Jahrhunderts. Ihre Thesis stellte später die Grundlage für ihr Buch Farbe Bekennen: Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte dar, das sie zusammen mit Katharina Oguntoye und Dagmar Schultz im Jahr 1986 publizierte. 1984 zog Ayim nach Berlin und lehrte an der Freien Universität Berlin. In dieser Zeit gründete sie zusammen mit der Aktivistin Audre Lorde die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland.

Ayim’s bekannteste Gedichtsammlung ist Blues in Schwarz-Weiß, die 1996 veröffentlicht wurde. Die Gedichtsammlung verbindet die globale afrikanische Diaspora mit der musikalischen Tradition des Blues, sowie mit Ayims Zweisprachigkeit, wobei sie Englisch mit ihrem Vater teilte. Ihre Arbeit hat die Diskussionen um Rassismus und Identität in Deutschland stark stimuliert und einen Raum für Schwarze Deutsche geschaffen, sodass viele ihre Identitäten einfordern konnten. In ihrer Arbeit hat Ayim die Bedeutung von Solidarität, Selbstbestimmung und Selbstbewusstsein in der afro-deutschen Gemeinschaft hervorgehoben. Sie kämpfte für mehr gesellschaftliche Wertschätzung und Anerkennung der Erlebnisse und Beiträge von Schwarzen Menschen in Deutschland. Ayim hinterfragte und analysierte, das gesellschaftliche Bewusstsein für die Wichtigkeit von Diversität und Inklusion sowie die öffentlichen Diskurse über Diskriminierung und Rassismus in Deutschland. Sie setze sich für eine stärkere Betrachtung dieser Themen in öffentlichen Diskursen ein. 

May Ayim wird aufgrund ihres Engagements als eine der wichtigsten Aktivistinnen für die Rechte von Afrodeutschen anerkannt. Sie ist auch heute noch eine wichtige kulturelle Persönlichkeit in Deutschland und inspiriert weiterhin Aktivist:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen in aller Welt im Kampf für soziale Gleichheit und Gerechtigkeit. Aufgrund ihrer Bekanntheit wird Ayim manchmal zu einem Symbol für alle Afrodeutschen und ihre Kämpfe für Rechte in Deutschland. Sie war jedoch nie nur ein Symbol und sollte nicht stellvertretend für die harte Arbeit anderer, oft weniger anerkannter Aktivist:innen und Führungspersönlichkeiten demokratischer Prozesse in Deutschland – in der Vergangenheit und der Gegenwart – gesehen werden.

von Maya Heins

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