Serpil Temiz Unvar ist die Gründerin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar. Sie wurde in Mardin, in der Türkei geboren und kam, nach einem Aufenthalt in Frankreich, mit etwa 20 Jahren nach Deutschland. Dort arbeitete sie unter anderem als ehrenamtliche Journalistin für eine kurdische Zeitung. Bildung war für sie seit ihrer Jugend ein wichtiges Thema, auf das sie auch in der Erziehung ihrer vier Kinder großen Wert legte. Der 19.02.2020 stellte eine Zäsur in ihrem Leben dar.
Durch den rassistischen Terroranschlag in Hanau verlor Unvar ihren ältesten Sohn Ferhat. Trotz Trauer und Schmerz fand sie die Kraft, an Ferhats Geburtstag, dem 14. November 2020, die Bildungsinitiative Ferhat Unvar ins Leben zu rufen. Der Tod eines eigenen Kindes ist immer besonders schmerzvoll. Ein solch sinnloser Tod jedoch hinterlässt bei Angehörigen, Freunden und auch in der Zivilgesellschaft eine unfassbare Leere. Unvar hat für sich einen Weg gesucht, ihre Trauer, ihre Wut, ihren Schmerz in eine konstruktive Kraft umzuwandeln und diese zu nutzen, um etwas zu verändern. Der Kreislauf der Gedanken über das Warum hat sie immer wieder zu einem Gedanken gebracht: Kein Kind wird als Rassist geboren. Rassismus ist eine Folge von Erziehung und Bildung.
Die Bildungsinitiative wird von der Familie Unvar, Jugendlichen, engagierten Erwachsenen, sowie Freund:innen von Ferhat Unvar getragen. Gemeinsam setzen sie sich aktiv gegen Alltagsdiskriminierung in allen Bereichen unserer Gesellschaft ein. Ein wichtiger Fokus ist dabei die Bildungsarbeit und die Stärkung von jungen Menschen. Für Unvar war früh klar, dass sie sich für Jugendliche stark machen möchte. Da dies am besten auf Augenhöhe funktioniert, ist ein Grundprinzip der Bildungsinitiative der peer-to-peer-Ansatz. Dadurch werden Jugendliche empowert und können ihre persönlichen Erfahrungen an gleichaltrige und jüngere Menschen weitergeben.
Für ihre Arbeit hat die Bildungsinitiative zahlreiche Preise erhalten, darunter den Aachener Friedenspreis oder den EMOTION Award 2021. Viele Schulen in Deutschland fragen Unvar als Patin für die Titelverleihung Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage an, um damit ihre Solidarität zu zeigen. Deutschlandweit inspiriert Unvar Jugendliche dazu, ihre Zukunft mitzugestalten, ihre Stimme zu finden und sich als wichtigen Teil unserer Gesellschaft zu sehen und einzubringen.
Im Jahr 2023 startete Unvar den Aufbau eines internationalen Netzwerks aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, politischen und wissenschaftlichen Akteur:innen sowie Betroffenen, die sich aktiv für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft einsetzen. Unvar will Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft an einen Tisch bringen, um gesamtgesellschaftliche Lösungen zu entwickeln. Für eine menschlichere Zukunft, die für alle lebenswert sein soll.
von Bildungsinitiative Ferhat Unvar